Vita 2

 

Ich sah selten hin, wenn meine Finger (fast) von allein so etwas vollbrachten. Während meiner Schulzeit zeichnete ich während aller Unterrichtsstunden, außer im Kunstunterricht.

Von Kunsterziehungslehrern habe ich während meiner Schulzeit nichts gelernt. Sie hatten es nicht leicht mit mir. Was mich interessierte, waren Tiere und die Lehrer wussten darüber viel weniger als ich.     Und Tiere frei zeichnen konnten Sie schon gar nicht.
Einer sagte einmal zu mir: Soviel Talent…... verschwendet an Dich.

So hab ich mir alles selber beigebracht.
Ich habe extrem viel gelesen über Tiere und andere, meist wissenschaftliche Bücher; nie aber etwas über Kunst, Malerei, Materialbearbeitung, etc.  Es gab keinen Bedarf. Ich war in dieser Zeit immer so gut wie meine Vorstellung von den Tieren.

Als Aluminiumfolie auf den Markt kam, war die Materialknappheit beendet. Zuvor war ich wahrscheinlich das einzige Kind, das sich mehr über das Einwickelpapier freute als über Schokolade. Schokoladenpapier ist das Beste. Einmal hat man im Gymnasium versucht mich zu fördern. Die Hausmeisterin, eine Großlieferantin für Metallfolie, erzählte dem Rektor von dem „Wunderkind“.
(Ich bezahlte mit Tieren wie früher auch).

So kam ich zum Einzelunterricht bei einem Kunsterzieher.
Es gab da Ton, ich nahm gleich ein Stück und hatte schon nach circa drei Sekunden den Hinterfuß eines Hirsches fertig, als der Lehrer mich stoppte und mir die Würstchenmethode zeigte. Ich ertrug das zwei Nachmittage. In dieser Zeit schaffte ich gerade die vier Füße eines Nashorns. Das war nichts für mein Temperament. Alle anderen Methoden die ich erfand sind um Klassen besser. In diesen zwei Nachmittagen hätte ich eine ganze Savanne mit meinen Tieren bevölkert.

Sechs Jahre später begann ich mit Lehm aus einer Baugrube, getrocknet und lackiert einen selbstständigen Anlauf mit diesem Material. Seitdem hat es nur wenige kurze Pausen gegeben.

Ich war etwa 18 Jahre alt.
Mein Lernen fand auf fast allen Gebieten außerhalb der Schule statt. So hab ich nie den Spaß daran verloren wie so viele andere. Wenn ich etwas aus Büchern oder von anderen Menschen annehme, es also begreife, beginnt sofort ein Alternativenaustesten und danach ein unaufhörliches, sehr schnelles Verbessern. Ich nenne es evolutives Lernen. Macht überhaupt keine Mühe. Verstehen ist wie ein Schlüssel für die Fesseln des sturen Auswendig-Lernens.

Es ist mir fast unmöglich irgend etwas als feststehend hinzunehmen, sofort beginnen Zweifel an den absoluten Ansprüchen, sind ja auch (fast?) immer berechtigt. In der Schule war kein Platz dafür.

Das Verhältnis von Schulwissen zum echten Verstehen kommt mir so vor, wie eine Schüssel voll Computerteilen sich zu einem laufenden System verhält. Besonders wenn die Bauanleitung von einem chinesischen Ingenieur aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt wurde und etliche Teile fehlerhaft oder überflüssig sind. Kinder werden oft unterschätzt.

Axel Luther

Wird fortgesetzt, Bilder in Arbeit.